Unser Glaube
Bereits in ihren Anfängen im 18. Jahrhundert musste sich die Methodistische Kirche die Frage gefallen lassen, ob sie eine Sekte sei. Der Gründer John Wesley (1703 - 1791), Theologe der Anglikanischen Kirche, wollte jedoch keine neue Kirche gründen und auch keinen neuen speziellen Glauben propagieren. John Wesley und sein Bruder Charles trafen sich während ihres Theologiestudiums an der Universität Oxford gelegentlich mit anderen Studenten, um über den Glauben zu diskutieren. Sie kamen zu der Überzeugung, dass ihr christlicher Glaube sichtbare Wirkung zeigen muss.
So begannen sie, Armen zu helfen, Kranke und Gefangene zu besuchen und deren Kinder zu unterrichten.
Von den Mitstudenten wurde die Gruppe als "Heiliger Club" verspottet. Mit dem Schimpfwort "Methodisten" («method» = Methode, Regel, bestimmte Weise) waren in England bereits früher Christen bezeichnet worden, denen unterstellt wurde, dass sie sich bei Gott durch besondere Verhaltensweisen (Methoden) das Seelenheil verdienen wollten.
Jedoch besteht damals wie heute die Grundüberzeugung der Methodisten darin, dass wir in Übereinstimmung mit Luthers Verständnis der Bibel uns einen "Platz im Himmel" nicht durch besondere Anstrengungen verdienen können, sondern dass wir allein auf die Gnade Gottes angewiesen sind. Als Menschen sind wir alle mehr oder weniger Sünder. Sünde erleben wir als Getrennt-Sein von Gott. Die Dinge und Ziele, von denen wir unser irdisches Glück erhoffen, nehmen uns stark in Beschlag. Ist unser Anhaften an diesen vergänglichen Dingen größer als der Wunsch nach Verbindung mit Gott, dann trennen uns diese Dinge von Gott. Unsere Seele wird krank, denn sie spürt im tiefsten Innern, dass das Streben nach Wohlergehen hier auf Erden letztendlich keine Erfüllung bringt, sondern ein ständiges "Mehr..." nach sich zieht. Die unterschwellige Angst, dass das Wohlergehen plötzlich zu Ende sein könnte (unsere Gesundheit, unser Erfolg im Beruf, unsere innigen Beziehungen usw.), ist ein steter Begleiter. Deshalb sagt der Psalmist in Psalm 73, 28:
"Gott nahe zu sein, das ist mein (wahres und beständiges) Glück."
Wir glauben, dass Gott in seiner für unseren Verstand unfassbar großen Liebe zu uns Menschen seinen Sohn Jesus Christus gesandt hat, der uns den richtigen Weg zeigt, von dem Trennenden los zu kommen und Heilung zu erfahren. Er bringt das Geschenk der Gnade und Befreiung von den Sünden (von dem Getrenntsein) mit und fordert uns auf, ihm zu vertrauen und dieses Geschenk des Heil-Werdens anzunehmen.
Je mehr es uns gelingt, uns auf dieses Geschenk der Gottesnähe einzulassen und das damit verbundene Vertrauen auf Ihn zu entwickeln, umso mehr wird die Erfahrung möglich, dass unser äußeres Wohlergehen und alle unsere diesbezüglichen Wunschvorstellungen zweitrangig werden. Wir können dann vielleicht sogar nachvollziehen, warum Menschen selbst in einer Todeszelle noch sagen können:
"Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag".
Wir erfahren dann vielleicht am eigenen Leibe und an eigener Seele, dass selbst großes Leid uns nicht von Gott entfernen kann. Wir spüren vielmehr, was der Liederdichter Georg Neumark meinte, als er in den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges formulierte:
"Wer nur den lieben Gott lässt walten... den wird er wunderbar erhalten".