Fahrt nach Taizé vom 18.06. - 22.06.2014

Gesamte Fahrtgruppe auf der Eingangstreppe zur Autobahnkirche Baden-BadenTaizé - dieses Wort ist verknüpft mit etwas Besonderem, mit außergewöhnlichem Erleben. Es steht für Zur-Ruhe-Kommen, innere Einkehr, Gebet, Gemeinschaftserlebnis, einfache Lebensweise, raus aus der Alltagshektik, Kontemplation, Erfahrung der Nähe Gottes.

Eine Gruppe Jugendlicher aus Friedrichsdorf und Erwachsene aus den beiden EmK-Gemeinden Friedrichsdorf und Neuenhain starten am 18. Juni in Vorfreude auf dieses besondere mehrtägige Erlebnis. Erster Treffpunkt ist die Autobahnkirche Baden-Baden. Eine gemeinsame Andacht in der Kirche unter Leitung von Pastor Clemens Klingel bildet sowohl den Auftakt als auch während der Rückfahrt den besinnlichen Abschluss der Reise.

files/Pics/layout/Pfeil.gif Taizé - was ist das eigentlich? - Weitere Hintergrundinformationen...

Scharen von Jugendlichen auf dem Gelände von Taizé; links offene Zelte, rechts BäumeWir steigen aus dem Auto und tauchen in eine andere Welt ein. Rund 3000 Jugendliche und 200 Erwachsene sollen gerade auf dem Gelände sein, erfahren wir später. Die Älteren (ab 30 Jahre aufwärts) haben einen eigenen Wohn-, Ess- und Bibelarbeitsbereich. Nur morgens, mittags und abends treffen sich alle zur gemeinsamen Andacht in der Kirche.

Kirche in Taizé: Mit warmen Farben beleuchteter Altarraum und Mittelgang mit den Brüdern in weißen GewändernDer große Kirchenraum ist mit Kerzen und warmen Lichtfarben sehr stimmungsvoll gestaltet. Im Mittelgang sitzen die Brüder der Communauté in weißen Gewändern auf kleinen hölzernen Bet-Schemeln. Schon vor den Eingängen weisen die von jungen Leuten getragenen Schilder darauf hin, dass vor und in der Kirche um Schweigen gebeten wird. So entsteht eine wohltuende Atmosphäre der Stille, in die hinein die berühmten "Taizé-Gesänge" angestimmt werden - gesungenes Gebet. Jedes einzelne Lied besteht aus einem kurzen Text, in dem Dank, Lobpreis, Bitte und Fürbitte zum Ausdruck kommen. Durch die mehrfache Wiederholung der kurzen Liedzeilen bekommen die Gesänge einen intensiven, meditativen Charakter und gehen in die Tiefe der Seele. Die liebevolle Ausstrahlung der Brüder und der versammelten Menschen füllt den Raum. Man spürt, wie hier die Liebe Gottes weiter gegeben wird! Hier kann die Seele wieder auftanken, hier ist auch Platz, um den eigenen Tränen freien Lauf zu lassen. Hier findet man Menschen, mit denen man über Fragen und eigene Probleme reden kann. Auch die Brüder stehen jeden Abend nach dem Nachtgebet noch lange zu Einzelgesprächen bereit.

Reihen blauer Zelte auf grüner Wiese mit braunem Sand-GehwegDie Jugendlichen sind in Zelten untergebracht. Wir Älteren wohnen in einer Holzbaracke. Innen stehen 6 eiserne Stockbetten mit zwei Etagen. Das Wecken ist kein Problem: wenn der erste durchs Zimmer läuft, sind alle wach, weil der Holzfußboden sämtliche Betten im Takt mitschwingen lässt. Wir laufen die 50 Meter zu den Waschräumen. Vor den Duschen entstehen manchmal kleine, aber unproblematische Wartezeiten.

Nun heißt es, sich seine Sitzgelegenheit unter den Arm zu klemmen und die ca. 200 Meter zur Kirche zurück zu legen. Jeder Tag beginnt mit der Morgenandacht. Die meisten sitzen auf dem Boden, nur am Rand gibt es einige Bänke oder Treppenstufen als Alternative. Es tut gut, sich gleich am Tagesbeginn auf diese Weise zu sammeln und innere Ruhe zu finden.

Das anschließende Frühstück wird wie alle Mahlzeiten im Essenszelt ausgeteilt. Bei dem schönen sommerlichen Wetter setzen wir uns mit Klappstühlen im Kreis auf die Wiese, die Tabletts auf den Knien.

Wiese mit Bäumen; mehrere Kleingruppen sitzen an verschiedenen Orten im Kreis beeinanderDer Rest des Vormittags teilt sich in zwei Abschnitte: Zunächst referiert einer der Brüder über die alttestamentliche Figur "Jakob" (englisch mit deutscher Übersetzung). In sehr anregender und humorvoller Weise arbeitet er aktuelle Bezüge und Fragestellungen zu unserem gegenwärtigen Glaubensleben heraus, die dann im zweiten Abschnitt in Kleingruppen diskutiert und vertieft werden. Ein zentraler Punkt in der Jakobsgeschichte ist z. B. das Thema "Vergebung und Versöhnung".

Die drei Eckpfeiler des Tagesablaufes sind die drei ca. einstündigen Andachten: das Morgengebet, das Mittagsgebet und das Nachtgebet. Hier treffen sich alle in der großen Versöhnungskirche - die Brüder, die Jugendlichen und die Älteren. Das Mittagsgebet müssen einige von uns rechtzeitig verlassen, da sie bei der Mittagessenausgabe und deren Vorbereitung helfen. Es ist ein Grundprinzip in Taizé, dass jeder Teilnehmer mit anpackt und irgendeine Aufgabe übernimmt. Nur auf diese Weise ist es möglich, dass eine so große Zahl von Menschen dort täglich versorgt werden kann.

Für die Gestaltung des Nachmittags gibt es zahlreiche Möglichkeiten: einfach nur Ruhe finden im Schweige-Gelände rund um den See, thematische Arbeit in Gruppen, interaktive Spiele, Lesen, Einzelgespräche, Spazierengehen. Die Zeit zwischen 17-Uhr-Tee und Abendessen nutzen wir täglich zu einer Feedback-Runde zusammen mit der Gruppe der Jugendlichen aus Friedrichsdorf. Nach dem Abendessen beschließt das gemeinsame Nachtgebet in der Kirche den Tag. Nicht wenige bleiben danach noch lange in der Kirche sitzen. Die Taizé-Gesänge erklingen weiter - oftmals bis nach Mitternacht. Andere ziehen es vor, am allgemeinen Treffpunkt 'Oyak' noch eine heiße Schokolade zu trinken.

Erhaltene Teile des ehemaligen Klosters ClunyAm Samstagnachmittag formieren wir uns nochmals als Gesamtgruppe zu einem Besuch des 10 km entfernten Ortes Cluny. Hier können wir anhand der Überreste erahnen, wie gewaltig die Bauten der ehemaligen Benediktinerabtei in Cluny waren. Stadtbummel, Straßencafé mit Live-Musik und spontanem Volkstanz zum Mitmachen runden diesen Nachmittag besonders ab.

Die Gemeinschaft von Jung und Alt, das gemeinsame Erleben und Austauschen über die Gemeindegrenzen hinaus und die persönlichen Erfahrungen in Taizé werden uns in wertvoller Erinnerung bleiben.

Hermann Baum

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