Gedanken zu Jesaja 30, 15

19.03.2020

"Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein." Jesaja 30, 15

Es fühlt sich an wie ein Vollbremsung mitten auf der Autobahn. Plötzlich steht alles still. Das Coronavirus hat unser Leben innerhalb weniger Wochen komplett verändert. Unser "Schneller-höher-weiter" ist abrupt beendet worden. Die Bänder stehen inzwischen still, die Parties sind abgesagt, die Schulen geschlossen, unser ganzes gesellschaftliches Leben kommt zum Stillstand. Ich sitze allein zuhause und bekomme verordnet, alle sozialen Kontakt zu meiden. Und plötzlich ist es still.

Interessant war für mich meine erste Reaktion auf das verordnete Verbot von Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen. Was können wir dann ersatzweise tun? Gottesdienste über Netz, Whats-App-Gruppen, Newsletter, Telefonketten, Gebetsvereinbarungen, etc. Ich fragte also sofort nach dem "Tun". Dabei ist doch momentan eher unser "Nichtstun", Innehalten und Daheimbleiben gefragt, um der gefährlichen Ausbreitung dieses Virus die Stirn zu bieten.

Seit vorgestern geht mir ein Bibelwort nicht mehr aus dem Kopf: "Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein." Ich glaube, das ist ein gute Devise, die uns Gott für die momentane außergewöhnliche Situation gibt.

Gott übermittelte sie ursprünglich durch den Propheten Jesaja seinem Volk Israel. Man war ernsthaft bedroht durch die assyrische Supermacht, die mit ihrer Eroberungspolitik ein Land nach dem anderen überrollte - ähnlich wie momentan das Virus unseren Planeten. Die wehrlosen Israeliten schalteten angesichts dieser Bedrohung sofort in den Aktivitätsmodus. Verzweifelt versuchten sie, ein Bündnis mit dem südlichen Nachbarn Ägypten zu schmieden. Doch der Prophet verurteilte diese Bündnis-Politik heftig und mahnte stattdessen, auf den Bund mit Gott zu setzen. Sucht das Heil nicht in solchen krampfhaften Eigeninitiativen! Sucht es darin, dass ihr euer Leben und Handeln wieder neu auf Gott ausrichtet und auf IHN euer Vertrauen setzt. ER hat die Macht, euch zu retten, nicht die Ägypter. "Wenn ihr umkehrt (zu Gott zurückkehrt) und stille bleibt, so wird euch geholfen!" (Jesaja 30,15a)

Nachdenklich macht mich, dass die Vollbremsung durch das Corona-Virus in der Fastenzeit vor Ostern geschieht. Der Sinn dieser Zeit besteht seit Urzeiten darin, dass wir uns neu auf Gott ausrichten, indem wir unseren Lebensstil auch einmal kritisch hinterfragen. "Buße" nennt man das im alten Bibeldeutsch.

Meine Erfahrung ist, dass ich in meinem Leben tatsächlich immer wieder Phasen des Ausgebremstseins und Innehaltens brauchte, um mich neu und zukunftsweisend auszurichten. Oft taten diese "Buß"-Zeiten weh, aber sie erwiesen sich unter dem Strich als segensreich.

Das Corona-Virus zwingt nun uns allen solch eine Bußzeit auf. Wir sollten der Stille und dem Innehalten nicht ausweichen. Wir sollten unsere Augen, Ohren, Herzen und Hirne öffnen, um den möglichen falschen Entwicklungen nachzuspüren - in unserem persönlichen Leben, in unserer Gemeinde, in unserer Gesellschaft und in der ganzen Weltgemeinschaft. Wir sollten umkehren und unser Trachten, Sinnen und Handeln wieder neu auf Gott ausrichten. Dann wird in dieser Bußzeit auch wieder neue Hoffnung aufkeimen können.
"Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein." Jesaja 30, 15

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