Gedanken zu 1. Petrus 5, 5

03.04.2020

"Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er seine Gnade"
1. Petrus 5, 5

Ich glaube, als Weltgemeinschaft lernen wir gerade Demut. Ein kleines Virus hat unseren Glauben an das unbeschränkt Machbare zutiefst erschüttert. Wir spüren, wie verletzlich und zerbrechlich so vieles ist, was wir bisher als unerschütterlich und unantastbar gehalten haben. Wir dachten, wir hätten alles im Griff und es wird immer so weiter laufen. Immer höher, immer schneller, immer weiter. Immer effektiver, immer gesünder, immer leistungsfähiger.

Und nun plötzlich dieser "shut-down", Stillstand auf allen Ebenen. Massivste Eingriffe ins wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben und trotzdem immer noch banges Fragen, was das wirklich bringt. Wissenschaftler und Politiker, die ehrlich zugeben, dass sie auch nicht wissen, was wirklich hilft. Aufrichtige Demut. Und selbst Präsidenten, die anfangs die Gefahr noch hochmütig belächelten, erkennen unter dem Druck der Öffentlichkeit, was die Stunde geschlagen hat.

Ich höre in diesen Tagen manche Stimmen, die von dieser Pandemie als einer Strafe Gottes reden. Das kann ich überhaupt nicht so sehen. Gott setzt kein Virus frei, das Hunderttausende oder gar Millionen von unschuldigen Menschen das Leben kosten wird! "Gott ist Liebe!" "Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis!"  Diese Massenkrankheit ist eindeutig eine menschenverursachte Angelegenheit. Wir müssen das verantworten, nicht Gott! Es ist für mich ein Irrglaube, wenn wir Gottes Willen und Handeln als Ursprung von etwas Bösem festmachen.

Wir sollten Gottes Wirken in diesen Tagen vielmehr darin entdecken, "dass Gott aus allen Dingen, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will." (Dietrich Bonhoeffer). Zu diesem Guten, das Gott entstehen lässt, gehören z.B. die fieberhaften Anstrengungen unzähliger Wissenschaftler und Mediziner, einen Impfstoff oder hilfreiche Medizin zu entwickeln. Dazu gehören aber auch all die gesellschaftlichen Anstrengungen und schließlich der Beitrag von einem jedem von uns, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Hier dürfen wir Gott getrost am Wirken sehen. Seine Gnade ist momentan in unzähligen Menschen und Prozessen am wirken, die helfen, retten und heilen.

Die Corona Pandemie wird eines Tages besiegt sein. Was uns heute noch in Angst und Schrecken versetzt, wird einmal zu einer gewöhnlichen Krankheit geworden sein, gegen die man sich vorsorglich impfen lassen kann.

Was werden wir aber aus der Corona-Krise gelernt haben? Ich hoffe, dass es die Lebenshaltung der Demut und der Dankbarkeit ist. Demütiges Erkennen, dass wir nicht Herren dieser Welt sind und dankbares Bekennen, dass Gottes Gnade noch kein Ende hat.

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