"...damit Gottes Macht an ihm sichtbar wird"
Johannes 9, Vers 3

22.04.2020

Immer wieder begegnet mir, dass Menschen in dieser Corona-Zeit nach dem Wie und Warum dieser Krise fragen. Manche suchen Schuldige; andere sehen die Globalisierung wieder kritisch; einige sehen gar Gottes strafendes Gerichts-Handeln darin.

Auch Jesus wurde einmal nach der Deutung einer „Krise“ gefragt:

„Im Vorbeigehen sah Jesus einen Mann, der von Geburt blind war. Die Jünger fragten Jesus: »Rabbi, wer ist schuld, dass er blind geboren wurde? Wer hat hier gesündigt, er selbst oder seine Eltern?« Jesus antwortete: »Weder er ist schuld noch seine Eltern. Er ist blind, damit Gottes Macht an ihm sichtbar wird.“ (Johannes 9, 1-3)

Jesus lenkte hier also bewusst den Blick weg von allen Schuld- und Erklärungsfragen. Stattdessen lenkte er den Blick auf Gott, dessen heilende Macht an diesem Menschen offenbar werden sollte. Und Jesus drückte das nicht nur mit Worten aus, sondern auch mit der Tat. Er heilte den Blindgeborenen anschließend.

Kann das nicht modellhaft auch für die gegenwärtige Gesundheitskrise gelten? Das Warum der Krise ist gar nicht so wichtig, sondern das Wozu. Und dieses Wozu besteht im Wesentlichen darin, dass Gott auch in dieser menschenverursachten Krise sein helfendes und heilendes Handeln an uns offenbaren will.

Und wie können wir das konkret erfahren? Zum Beispiel so...

  • wir dürfen uns auch in diesen Tagen vertrauensvoll an Gott wenden und uns von ihm behüten lassen. Komme was mag; er ist treu und liebevoll an unserer Seite. Danach dürfen wir Ausschau halten und darum auch in nervenzehrenden Zeiten inständig bitten.
  • in solchem Vertrauen vermögen wir dann auch von uns und unseren Sorgen abzusehen und unseren Nächsten in Blick bekommen... den Freund, die Nachbarin, den Geschäftskollegen, die Geschwister in der Gemeinde... Entdecken: Gott möchte auch durch mich sein helfendes und heilendes Handeln offenbaren!
  • So entdecken wir dann konkrete Möglichkeiten, wo und wie wir helfen können, ganz praktisch oder auch seelsorgerlich durch einen Anruf, oder durch Gebet... wie auch immer.
  • überhaupt dürfen wir im Gebet alles und jeden vor Gott bringen und so Segen über alle Menschen ausgießen.
  • schließlich wollen wir auch geduldig und achtsam bleiben, damit niemand infiziert wird. Gerne auch den dämlichen Behelfs-Mundschutz tragen. Gerne noch auf Treffen und Veranstaltungen verzichten, um niemanden in Schwierigkeiten zu bringen.

Kann so nicht auch ein Stück von Gottes Handeln und Herrlichkeit in dieser Krisenzeit offenbar werden? Ich möchte wie Jesus damals meinen Blick abwenden von spekulativen oder philosophischen Gedankenspielereien über das Warum und Weshalb der Krise. Stattdessen möchte ich meinen Blick aufrichten zu Gott, der uns hilfreich nahe ist. Und meinen Nächsten sehen mit seinen Bedürfnissen und meinen Möglichkeiten, ihm zur Seite zu stehen.

„Die Welt,
so mangelhaft sie auch sei,
ist doch gut und schön.
Besteht sie doch
aus lauter Gelegenheiten zur Liebe.“

Sören Kierkegaard

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