Taizé - was ist das eigentlich?

Ortsschild von Taizé; im Hintergrund die ersten Häuser der Ortschaft1940 kauft Roger Schutz, später als Frère Roger (Bruder Roger) weltweit bekannt, im kleinen Dorf Taizé etwa 100 km südlich von Dijon ein Haus und bietet Kriegsflüchtlingen Unterschlupf, bis er selbst vor der Gestapo fliehen muss. Nach dem Krieg kümmert er sich zusammen mit einer Handvoll weiterer Brüder um deutsche Kriegsgefangene. Sein Hauptanliegen ist damals bereits die Versöhnung. Am Ostersonntag, den 17. April 1949, legen die ersten sieben Brüder ihr Gelübde zum gemeinsamen einfachen Leben in Ehelosigkeit ab. 5 der Brüder in weißen Gewändern gehen an sitzenden Menschen vorbeiDamit ist die Communauté Taizé entstanden.

Die Zahl der Brüder wächst ständig. Heute sind es etwa 100 Brüder, von denen ca. ein Drittel in Elendsvierteln der ganzen Welt leben, um für die Ärmsten da zu sein und genauso einfach zu leben wie diese.

Frère Roger (1915 - 2005) setzt sich Zeit seines Lebens immer wieder für die Versöhnung und Einheit der Christen ein. Frère Roger in bereits hohem Alter in parkähnlichem Gelände mit nach vorne ausgestreckten Händen lachendIn seinem Buch "Die Liebe wählen" schreibt er: "Warum ist es so wichtig, dass die Christen sich versöhnen? Wenn wir uns versöhnen, nehmen wir den Gott der Liebe ernst und stellen uns dem Evangelium. Wie kann man von Nächstenliebe sprechen und gleichzeitig getrennt bleiben? ... Gott möchte nicht, dass wir unter den alten oder neuen Spaltungen zwischen den Christen leiden ... 'Gemeinschaft' ist der schönste Name der Kirche. In dieser Gemeinschaft kann man sich nicht mit Strenge begegnen, sondern nur mit Lauterkeit, Güte des Herzens und Erbarmen." Die Communauté ist somit konsequenterweise überkonfessionell. Im Gottesdienst werden evangelische, katholische und orthodoxe Gebräuche und Gesänge nebeneinander gepflegt.

Frère Roger hat bereits als Student Jugendtreffen organisiert. So ist es für die junge Communauté von Anfang an selbstverständlich, Jugendlichen Gastfreundschaft zu gewähren. Sie kommen zunächst einzeln, vor allem für Einkehrtage in der Stille.Menschenmenge auf dem Gelände von Taizé; im Hintergrund ein Zelt und ein Gebäude Ende der Fünfzigerjahre nimmt ihre Zahl stetig zu. 1974 eröffnet Frère Roger ein 'Konzil der Jugend', das später in einen 'Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde' übergeht. Seitdem kommen Jugendliche zu Tausenden jedes Jahr nach Taizé. Die kleine Dorfkirche ist während der Andachten überfordert. Am Rande des Dorfes wird von jungen Deutschen die Versöhnungskirche erbaut, die mehrfach durch Zelte und später durch Anbauten vergrößert werden muss.

Blick auf den orange-gelb beleuchteten Altarraum; im Vordergrund der Mittelgang mit den Sitzschemeln der BrüderFrère Roger sagt über die Jugendlichen: "Ihr Verlangen nach Frieden und ihre Sehnsucht nach Vertrauen sind wie die Sterne am Himmel, kleine Lichter in der Nacht. Deshalb würde ich, wenn ich könnte, bis ans Ende der Erde gehen, um mein Vertrauen zu bekräftigen, das ich in die junge Generation habe."

Frère Roger ist mit den höchsten Kirchenführern stets im persönlichen Gespräch über die Versöhnung der Christen. Die Päpste Johannes XXIII., Paul VI. und Johannes Paul II. empfangen ihn jedes Jahr in Privataudienz. Historische Aufnahmen vom Besuch hoher kirchlicher WürdenträgerDie Bilder zeigen Besuche von Kirchenführern in Taizé. Von links nach rechts: Besuch des Erzbischofs von Canterbury (1973), Frère Roger mit Patriarch Athenagoras I. von Konstantinopel (1962), Papst Johannes Paul II. in Taizé (1986).

Frère Roger wird 2005 während des Abendgebetes von einer vermutlich psychisch kranken Frau mit dem Messer so schwer verletzt, dass er seinen Verletzungen erliegt - ein Schock für die ganze Welt. Sein Nachfolger, Frère Alois, betet bei seinem Begräbnis: "Mit den Worten Christi am Kreuz sprechen wir: Vater, verzeih ihr, sie wusste nicht, was sie tat."

Weitere Informationen unter www.taize.fr/de.